Mittwoch, 5. September 2018

70 Jahre Verfassungskonvent von Herrenchiemsee (1948 )


was man beim Stöbern so alles findet ..

vor allem bin ich auf eine bedeutende Frau gestoßen (ist ja eigentlich sonst Astrids Metier 😉 )
ich kann es auch nicht so gut wie Astrid
aber ich wollte euch an diese Frau erinnern ohne die wir vielleicht immer noch unter der "Fuchtel" unserer Ehemänner stehen würden ..

Elisabeth Selbert

sie wurde am 22. September 1898 in Kassel geboren 

Martha Elisabeth Rohde wuchs als zweite von vier Töchtern in einer christlich orientierten Familie auf. Ihre typische Mädchenerziehung ließ nicht erahnen dass sie später eine der herausragendsten Streiterinnen für die Gleichberechtigung werden würde.Sie lernte Handarbeiten 
(stricken ,nähen,sticken )  und hatte wenig Zeit zum Lesen. Das Mädchengymnasium konnte die Familie nicht bezahlen, und so besuchte sie von 1912 an die Kasseler Gewerbe- und Handelsschule des Frauenbildungsvereins. Sie wollte Lehrerin zu werden. Auch dies scheiterte an fehlenden finanziellen Mitteln. Danach war sie als Auslandskorrespondentin einer Import-Export-Firma tätig.
1914 verlor sie ihre Stelle und arbeitete daraufhin als Postbeamtenanwärterin im Telegrafendienst der Reichspost.Hier lernte sie 1918 ihren späteren Ehemann Adam Selbert kennen.
Er war gelernter Buchdrucker und Vorsitzenden des Arbeiter - und Soldatenrates in Niederzwehren (bei Kassel).Er förderte Elisabeth und nahm sie auf politische Veranstaltungen mit. 
Ende 1918 trat sie in die SPD ein.

Durch den damaligen Oberbürgermeister von Kassel wurde sie ermuntert selbst aktiv in die Politik zu gehen.Frauen hatten nach Gründung der Weimarer Republik das aktive und passive Wahlrecht erhalten. Elisabeth Rohde schrieb Artikel und sprach auf Veranstaltungen über die Pflicht der Frauen, sich politisch zu informieren und zu engagieren.

1919 kandidierte sie erfolgreich für einen Sitz im Gemeindeparlament von Niederzwehren ; sie arbeitete dort im Finanzausschuss. Ihr wichtigstes Thema blieb jedoch die Gleichberechtigung. Im Oktober 1920 ging sie als Delegierte zur ersten Reichsfrauenkonferenz nach Kassel und kritisierte dort dass diese Gleichberechtigung immer noch "eine rein papierne sei" .

1920 heiratete sie Adam Selbert. Ein Jahr später wurde das erste Kind geboren, kurz darauf folgte ein zweites. Sie arbeitete arbeitete trotzdem weiter im Telegrafenamt, sorgte für die Kindererziehung und nahm sich weiter Zeit für ihre politische Tätigkei , stellte aber fest, dass ihr die theoretischen Grundlagen fehlten, und hoffte, dass eine juristische Ausbildung helfen würde, politisch effizienter wirken zu können.
Im Selbststudium bereitete sie sich auf das Abitur vor, das sie 1925 in Kassel als Externe nachholte. Danach studierte sie zunächst an der Universität Marburg als einzige Frau Rechts- und Staatswissenschaften. Kurz darauf wechselte sie an die Universität Göttingen.
Hier war sie unter den etwa 300 Studenten eine von fünf Frauen .
Elisabeth Selbert promovierte 1930 mit dem Thema : Zerrüttung als Ehescheidungsgrund.
Bereits damals kritisierte sie das Schuldprinzip.Ihre Vorschläge wurden aber erst in der Bundesrepublik Deutschland mit der Eherechtsreform von 1977 aufgegriffen und umgesetzt .
Bei der Reichstagswahl im März 1933 kandidierte Selbert auf der hessischen Landesliste für den Reichstag, wurde jedoch nicht gewählt.
Ihr Mann verlor schon in derAnfangszeit der nationalsozialistischen Herrschaft seine Arbeit und wurde im KZ Breitenau in „Schutzhaft“ genommen. Elisabeth Selbert legte 1934 das zweite Staatsexamen ab und stellte kurz darauf, von ihrem Mann gedrängt, den Antrag auf Zulassung zur Anwaltschaft.
Es war Eile geboten, denn die Nationalsozialisten versuchten, Frauen vollständig aus allen juristischen Berufen zu drängen .

Am 22. Juli 1934 trat die neue Justizausbildungsverordnung und am 20. Dezember 1934 das Gesetz zur Änderung der Rechtsanwaltsordnung in Kraft. Frauen waren als Anwälte nicht mehr zugelassen , weil das einen „Einbruch in den altgeheiligten Grundsatz der Männlichkeit des Staates“bedeute (muss man sich mal vorstellen .Leider scheinen das vor allem einige männliche Politiker immer noch so zu sehen ) Von 1935 an wurden nur noch Anträge männlicher Bewerber auf Zulassung zur Rechtsanwaltschaft genehmigt.

Elisabeth Selbert schaffte es aber trotzdem gegen das Votum der zuständigen Kammer und des Gauleiters am 15. Dezember 1934 am Oberlandesgericht zugelassen zu werden .
Zwei ältere Senatspräsidenten setzten sich für sie ein .Sie eröffnete eine Anwaltskanzlei und konnte so die Familie ernähren .

Nach dem Zusammenbruch der NS-Herrschaft wurde Elisabeth Selbert 1946 für die SPD in die Verfassungsberatende Landesversammlung für Groß-Hessen und 1948 dann in den Parlamentarischen Rat gewählt, der die Aufgabe hatte, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland auszuarbeiten .

Mit Hilfe damaliger Frauenrechtsorganisationen und anderer Abgeordneter konnte sie – nach mehreren gescheiterten Abstimmungen – schließlich den Satz 
Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ 
durchsetzen. Es war ihr wichtig, dass die Gleichberechtigung als Verfassungsgrundsatz aufgenommen wurde, so mussten viele der damaligen familienrechtlichen Bestimmungen (die aus dem Jahr 1896 stammten) im Bürgerlichen Gesetzbuch ebenfalls überarbeitet werden , da sie diesem Grundsatz widersprachen. Die Adenauer-Regierung ließ den für eine Übergangsregelung im Artikel 117 gesetzten Termin „31. März 1953“ jedoch tatenlos verstreichen. Erst 1957 wurde das Gleichberechtigungsgesetz verabschiedet.

Später kandidierte sie für den Deutschen Bundestag, verfehlte einen Sitz aber knapp. Auch die ihre Nominierung als erste Richterin des Bundesverfassungsgerichts scheiterte 1958 nicht zuletzt an der mangelnden Unterstützung aus der SPD. 
In der 1., 2. und 3. Wahlperiode war sie Mitglied des Hessischen Landtags ,zog sich 1950 aber aus der Politik zurück und geriet fast in Vergessenheit. Sie arbeitete wieder als Rechtsanwältin in ihrer Kanzlei in Kassel bis zu ihrem 85. Lebensjahr.
Sie starb 1986 in Kassel 
 wiki
prantls-blick-


dazu drängen sich mir die Ereignisse der letzten Tage auf

Im Grundgesetz steht der Satz ..  
die Würde des Menschen ist unantastbar
da steht nicht.. die Würde der Deutschen.. sondern aller Menschen
Mich macht fassungslos wie dieser Satz gerade unter sie Stiefel der rechten Krawallbrüder gerät
wie er weggeschrien wird vom Pöbel
wie er weggeprügelt wird
Würde .. die sucht man heute immer öfter

Reporter und Kameraleute gehen mit Helmen und Bodygards zu den Demos
so weit ist es schon gekommen

da wird z.B.von einem Mann berichtet der versucht einen Reporter mit dummen Sprüchen aus der Reserve zu locken
als das nicht gelingt fängt er an laut zu werden und zu pöbeln:Jetzt könnt ihr wieder von den agressiven Demonstranten schreiben.. jaa.. ich bin jetzt agressiv aber IHR macht mich agressiv ..
Wie bitte? Dass die Medien über alles berichten macht agressiv? Der Reporter der seine Arbeit macht macht agressiv?? Darum darf man ihn angreifen .. beleidigen .. verletzen??
Man soll sie also in Ruhe ihr Süppchen kochen lassn.. nicht hinschauen... nicht berichten..
(oder verharmlosen ) ja..immer sind die anderen Schuld
man ist ja nicht rechts man ist nur "besorgter" Bürger
viel zu lange wurde gerade in Sachsen nicht hingeschaut .. nicht berichtet .. hat man es kleingeredet ..sind ja nur wenige ..sonst alles normale Bürger..

Für mich gilt.. wer da hin geht wo mit "Dreck" geworfen wird wir auch schmutzig..Wer zu einer Demo geht die von rechts organisiert ist zeigt seine Gesinnung
da gibt es nicht dran zu deuteln.
Wer unzufrieden ist hat andere Wege sich mitzuteilen
Gewalt ist keiner

***

6 Kommentare:

  1. Unsere Verfassung hat die besten Einleitung aller Verfassungen dieser Erde! Darauf bin ich stolz, vor allem weil diese entstanden ist nach Jahren der Schande für unser Land ( seit Kindheit an schäme ich mich dafür ). -
    Ja, diese Wiedergänger in Chemnitz und anderswo wollen natürlich nicht mit dem Nazitum in Verbindung gebracht werden, denn diese Marke ist ein für alle Male verbrannt. Aber die Inhalte goutieren sie und gerieren sich als Opfer, wenn man es ihnen unter die Nase reibt. Feige, das war schon immer ein Charaktermerkmal solcher Menschen, die mitlaufen und sich keinen Gedanken machen wollen, auf was sie sich da einlassen. Das überlassen sie gerne anderen. Und hinterher sind sie es nicht gewesen und haben von nichts gewusst.
    Das mit dem "Nie wieder" klappt offensichtlich in unserem Lande nicht, zumindest nicht ein für alle Male.
    Gut, dass auch du Flagge bekennst. Das ist einfach notwendig geworden.

    Übrigens habe ich tatsächlich auch über Elisabeth Selber geschrieben, eine tolle Frau!
    Gute Nacht!
    Astrid

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  2. Das liest sich hochinteressant, liebe Rosi... danke Dir für den Post!

    Mein emanzipatorisches Vorbild war und bleibt meine Großmutter mütterlicherseits. Eine Frau, die nicht im Rampenlicht stand, die allerdings zwei Weltkriege überstand, Humor und würde besaß und vor allem die „Hosen anhatte“ - so würde man es landläufig wohl heute ausdrücken. Doch es war viel mehr dahinter, es wurde nämlich von beiden - meinem Großvater und meiner Großmutter solidarisch gelebt. Ich bin froh so aufgewachsen zu sein!

    Ein herzlicher Sonnengruß... von Heidrun

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    1. schön wenn man solche Vorbilder hat
      meine Mutter war eigentlich auch sehr emanzipiert
      sie machte das was ihr Freude bereitete
      und mein Vater ließ sie gewähren ..
      manche meinten auch er stände unter dem Pantoffel..
      aber er wollte es so
      meine Mutter hatte die Ideen und er versuchte sie umzusetzen ;)

      liebe Grüße
      Rosi

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  3. Liebe Rosi,
    ein schönen Post. Vielen Dank, Du sprichst mir aus der Seele.
    UND zum Thema Emanzipation hab ich auch noch etwas. Mein emanzipatorisches Vorbild ist mein Vater, als meine Mutter uns verließ war ich 12 Jahre alt. Sie wollte mich mitnehmen, ich wollte nicht, wollte unbedingt bei meinem Papa bleiben. Es war ein schwerer Kampf, denn sehr unüblich in der tiefen DDR, dass das Kind beim Vater bleiben darf. Er hat es geschafft, mit Anwalt und Gericht und dafür ist mein Held fürs Leben. Er bekam sogar pro Monat einen Haushaltstag, so wie ihn zu DDR Zeiten sonst nur die Mütter bekamen.
    Oh Gott, was schreibe ich Dir alles.... da habe ich ewig nicht drüber nachgedacht. Aber schön. Vielen Dank für diese Gedanken.
    Liebe Grüße von der Insel Rügen, Mandy

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    1. da hast du wirklich einen tollen Vater
      beeindruckend dass es es hat durchsetzen können
      und du da bleiben konntest wo du dich wohlgefühlt hast

      liebe Grüße
      Rosi

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  4. Liebe Rosi, sei gedrückt für diesen Post. Du sprichst mir wirklich aus dem Herzen und woimmer wir können, müssen wir laut werden. Das ist gar nicht so einfach. Aber steter Tropfen höhlt den Stein.
    LG
    Magdalena

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